Steuerberater werden – Die schriftliche Prüfung – Klausurtechnik – Steuern mit Kopf

Auf Steuern mit Kopf erklärt Steuerberater Roland Elias das Steuerrecht in Deutschland für jeden und ganz einfach. Heute möchte ich auf Klausurtechniken eingehen, welche du anwenden kannst, um optimal durch die Prüfung zu kommen.

Steuern mit Kopf – Neues Video!

Jede Woche gibt es mindestens zweimal ein Video von Steuern mit Kopf. Immer Mittwochs und Sonntags um 18 Uhr gibt es ein neues spannendes Video zum Thema Steuern, Steuertipps und Steuernews.

Steuerberater werden – Die schriftliche Prüfung – Klausurtechnik

Auszug aus dem Video:

Das Thema Klausurtechnik wird euch während der gesamten Prüfungsvorbereitung begleiten. Sollte ich einen Anbieter erwähnen, möchte ich gleich darauf hinweisen, dass ich nicht dafür bezahlt oder dafür etwas bekommen werde. Es geht mir hier rein um Informationsweitergabe und es handelt sich um meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen.

Klausurtechnik ist das A und O. Was ich dir mitgeben möchte:

Du wirst nicht fertig

Viele versuchen immer die Klausuren vollumfänglich zu lösen. Das ist ein großer Fehler. Die Klausuren sind nich auf 18 Stunden, sondern sogar auf 30 Stunden ausgelegt, weil man dich eben auch in anderen Bereichen wie Stressbelastung testen will, aber du wirst nie alles schaffen. Kalkuliere bei der Vorbereitung auch den Faktor Zeit ein, denn dieser kann entscheidend sein über bestehen oder nicht bestehen. Ich werde in einigen Fällen für die einzelnen Tage noch auf ein paar Punkte eingehen. Das vorab nur mal grob.

Du wirst keinen 1er schreiben

Ich weiß, es gibt immer wieder einen Bekannten, der jemanden kennt, der gesagt hat, dass er einen 1er geschrieben hat. Diese Fälle gibt es, sind aber eher wie ein Einhorn und kommen unter 1.000 Prüflingen vielleicht ein einziges Mal vor. Ich weiß nicht, ob es schon mal einen 1er in der Gesamtbewertung gab, aber an einzelnen Klausurtagen kann das schon passieren, vor allem am dritten Tag im Bilanzsteuerrecht, denn da werden die Leute häufig früher fertig.

Lies dir die Klausur einmal komplett durch

Das habe ich auch gemacht und gleich mal sortiert, welche Aufgaben ich mehr und welche weniger bearbeiten werde. Viele haben beim Durchlesen am ersten Tag gleich für sich entschieden: „Ach, AO mache ich gar nicht. Ich mache nur Umsatz- und Erbschaftsteuer.“ Die haben sich vielleicht auf die AO gar nicht vorbereitet. Jetzt kann es aber sein, dass in der AO dankbare Aufgaben drankommen, wie z. B. eine Beschreibung der Abhandlung eines Einspruchs und welche vier Punkte du hierfür brauchst. Das wären im Grunde nur die Prüfung der Zulässigkeit und Begründetheit. Das sind teilweise schon 15-20 leichtverdiente Punkte, die es da gibt. Schließe also keines der relevanten Themen zu 100 % aus. Du kannst, wie ich im letzten Video gesagt habe, die Themen Hundesteuer, Grundsteuer etc. eher vernachlässigen. Deshalb die komplette Klausur durchlesen, damit du beispielsweise die AO noch als Rettungsinsel benutzen kannst, wenn du einen sehr blöden, Umsatzsteuer- oder Erbschaft und Schenkungsteuerfall hast.

Mache dir vorab Notizen

Beim Durchlesen am besten auf einem Extrablatt Notizen machen. Du kannst dir schon grob Gedanken zu den Aufgaben machen. Meist zählt auch schon das, was dir als erstes in den Sinn kommt.

Beispiele: „Drei Unternehmer schließen über ein Wirtschaftsgut einen Kaufvertrag ab und einer liefert vom ersten an den letzten.“ Da würde ich gleich mal das Wort Reingeschäft aufschreiben. Oder: „Ein Unternehmer aus dem Ausland erwirbt etwas.“ Da schreibt man gleich mal das Wort IgE (Innergemeinschaftlicher Erwerb) daneben. Oder er verkauft etwas, dann das Wort IgL (Innergemeinschaftliche Lieferung).

Mit solchen Tricks kannst du schnell arbeiten. Du wirst die Aufgaben mindestens zweimal lesen müssen. Einmal grob überfliegen, um dir die Notizen zu machen und einmal, wenn du den Fall löst. Du solltest nicht einfach loslegen. Ich habe in der Vorbereitung massiv gemerkt: Alles, was du vorher liest, weißt du später auch und alles, was du dir gleich aufschreibst, vergisst du nicht mehr. Die einzelnen Notizen dann auch durchstreichen, wenn du die Aufgabe erledigt hast. Das hab ich in der Vorbereitung vergessen und war dann verwirrt, was ich eigentlich schon gelöst habe und was nicht. Ein Tipp auch zur Vorbereitung, wenn du viele Aufgaben löst, dann kommen dir oft auch Aufgaben in der Echtklausur bekannt vor. So kannst du punkten.

Klausurmanagement

Du hast dreimal sechs Stunden Zeit. Morgens bist du am fittesten. Da bist du frisch aufgestanden, aufgeregt, hast vielleicht einen Kaffee getrunken und bist in einer wachen Phase. Wenn du die Klausur vorher nicht durchgelesen hast, fehlt dir der Überblick. Dann kann es passieren, dass du erst gegen Ende um 13 Uhr eine Aufgabe entdeckst, die eigentlich leicht ist, du sie aber gar nicht mehr verstehst, weil du schon so ausgepowert bist.

Wie gesagt, vorab die ganze Klausur lesen und beim Lösen die Aufgabe besser zweimal, dann hast du sie insgesamt dreimal gelesen. Auch die Aufgabenstellung, denn es kann sein, dass sich quasi nur ein Wort ändert und dann sieht das Ganze anders aus. Das gilt an allen drei Prüfungstagen.

Fang nicht mit der schönsten Aufgabe an

Oft heißt es, man soll sich die Aufgaben raussuchen, die schön für einen sind. Das macht man deswegen, weil man dann aus psychologischer Sicht einen Erfolg hat. Ich hab das nicht so gemacht. Ich hab mir gesagt, ich fange direkt am ersten Tag mit AO an. Das Thema mag ich nicht, gebe ich offen zu. Ich habe die Prüfung von vorne nach hinten durchgelöst. Auch wenn ich bestimmte Aufgaben blöd fand, hab ich mich selbst dazu gezwungen. Morgens war ich wie gesagt am fittesten und da waren sozusagen noch mehr Gehirnwindungen aktiv und deshalb konnte ich diese Aufgabe besser lösen. In der Echtklausur hat das dann auch so funktioniert.

Wie bereits erwähnt, wirst du an den ersten beiden Tagen nicht fertig. Am dritten Tag hingegen kann das schon passieren.

Gehe schematisch vor

Egal an welchem Prüfungstag: Gehe schematisch vor. Das heißt, du lernst bestimmte Schemata vorab auswendig. Ich habe dafür die Klausurkarteikarten vom WLW verwendet, weil die das sehr gut durchgearbeitet haben und man jeden Fall mit diesen Karten lösen kann. Leg sie dir am besten unters Kopfkissen – wobei, das könnte unbequem werden, der Kasten ist recht groß.

Ich hatte einen Dozenten, der sagte: „Du musst die Bilanzsteuerrechtsklausur im Schlaf lösen können.“ Das Thema kann sehr dankbar sein und dir komplett den Hintern retten, weil du wie gesagt immer dasselbe Schema hast. Du bekommst einen Fall, löst ihn nach dem Handelsrecht, löst ihn nach dem Steuerrecht, beurteilst ihn, und es heißt immer wieder Ansatz und Bewertung, Ansatz und Bewertung – immer dasselbe. Wenn du das aus dem Effeff beherrscht, löst du die Bilanzsteuerrechtsklausur auch schematischer und folglich schneller. Das gilt nicht nur für das Bilanz- und Umwandlungsteuerrecht, sondern auch für die Themen der Vortage, wie Verfahrensrecht und Ertragsteuer.

Löse nur das, was du schaffst

Ich habe eingangs gesagt, du wirst nicht fertig. Am besten ist es auch, wenn du in den Übungsklausuren nur das löst, was du innerhalb der Zeit schaffst. So trainierst du dich, auf die Zeit zu achten und nicht von Aufgabe zu Aufgabe zu springen. Trimm dich darauf, die sechs Stunden einzuhalten. Ich komme hier kurz auf das Video von vor zwei Wochen zurück, wo es um die psychische Belastung ging: Es kann sein, dass du krank bist, schlecht geschlafen hast, neben dir jemand sitzt, der dich mit Nießen und Husten ablenkt. Das hat mangelnde Konzentration zur Folge.

Wenn du es aber geschafft hast, das Schema komplett zu verinnerlichen, funktionierst du, man könnte schon fast sagen wie eine Maschine, die die Klausur durchgeht. Wenn du mehr als 30 oder 40 Sekunden hängst, würde ich zur nächsten Aufgabe übergehen, denn die Zeit ist dein größter Gegner.

Lege dir eine Zielnote fest

Du musst eine Gesamtnote von 4,5 schaffen. Jede Klausur hat 100 Punkte. Um dann in der Gesamtwertung eine 4,5 zu bekommen musst du an jedem Tag mindestens 40 % schaffen. Die Zielmarke ist also insgesamt 4,5, um die schriftliche Prüfung zu bestehen. Damit kann man bestehen und man kommt auch mit 4,5 durch die mündliche Prüfung. Wenn du dafür gemacht bist, schaffst du das, wenn nicht, dann nicht. Am Ende geht es bloß ums Bestehen. Wie ich oben schon erwähnt habe, verabschiede dich von dem Gedanken, dass du eine 1 schreibst.

Ich muss ehrlich sagen, ich selbst habe in der Vorbereitung teilweise 5er und 6er geschrieben, was daran lag, dass ich mich einmal auf ein bestimmtes Thema nicht ausreichend vorbereitet hatte, ein anders Mal hatte ich einfach einen schlechten Tag, hatte kaum Schlaf oder war einfach massiv gestresst. Du wirst in der Vorbereitung nicht gleich 1er und 2er schreiben. Auf jeden Fall solltest du jede Übungsklausur auch unter echten Klausurbedingungen schreiben. Wenn du wie gesagt an einer Aufgabe hängst, diese hinten anstellen und vielleicht am Ende lösen, sofern noch Zeit da ist. Wichtig ist, die sogenannten Fußgängerpunkte mitzunehmen, und diese sind wie gesagt mit den Klausurkarteikarten vom WLW sehr gut zu lernen.

Mehr zum Autor Steuerberater Roland Elias aus Regensburg. Er ist Inhaber einer mittelständischen Kanzlei im Herzen der Oberpfalz. Von dort aus berät er Mandanten im ganzen Bundesgebiet und auch weltweit.

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Bildquelle: Pixabay