Lohnt sich das Bausparen noch? Die Vorteil sind zahlreich!

Man möchte es kaum glauben, aber ja es gibt auch heute noch Vorteile beim Bausparen. Das Sparbuch und der Bausparvertrag werden zwar immer öfter tot geschrieben und es werden neue Anlageformen propagiert, doch ist der Bausparvertrag wirklich sinnlos und überflüssig? Der BGH hat mit seinem aktuellen Urteil die Bausparverträge zum Abschuss freigegeben, doch war es für einige vielleicht ein Befreiungsschlag?

Projekt Bausparvertrag

Mein Kollege Lukas von meine finanzielle Freiheit hat sich erst letzte Woche mit den Nachteilen eines Bausparvertrags befasst. Er ist dabei auch auf die Unterschiede Österreich und Deutschland eingegangen. Interessant ist aber auch sein Rechenbeispiel, das er dazu genutzt hat. Der Artikel erschien auf seinem Blog (hier) und auch auf Finanzgeflüster (hier).

Wie gesagt, dieses Thema ist ein Gemeinschaftsprojekt und enthält daher auf seiner Seite auch seine Meinung und auf meinem Blog meine Meinung. Wobei man auch sagen muss, meine Meinung ist beim Thema Bausparvertrag gespalten. Ich selbst bin kein Fan eines Bausparvertrags aus. Aber wie ich immer schreibe, ein Investor handelt nach bestimmten Methoden (hier) und Regeln. Es gehört aber auch dazu, warum am Ende das was geschrieben steht, nicht immer gültig ist und der Wahrheit entspricht. Man muss immer wieder ausgetretene Pfade verlassen und seine bestehende Position überprüfen und manchmal ändern. Daher die Frage ist ein Bausparvertrag doch von Vorteil?

Der Bausparvertrag!

Erst einmal auf Anfang, was ist eigentlich ein Bausparvertrag? Ein Bausparvertrag ist eine relative alte und langfristige Anlageform. Diese geht in der Geschichte bis Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Durch die Einzahlungen sollte ein Vermögensstock geschaffen werden, welcher dann ein Darlehen absichert und man dann dadurch über günstige Konditionen an ein Darlehen kommt. In den meisten Tarifen gibt es meist günstige Regelungen, die einen Bausparvertrag attraktiver als ein normales Darlehen machen. Die Tarife laufen in einem Zeitraum vom 18 bis 20 Jahren. Der Sinn eines Bausparvertrags ist, dass Sie sich somit später eine Immobilie anschaffen können. Ein Bausparvertrag besteht aus zwei Teilen, aus einem Sparvertrag und einem Darlehensvertrag.

Der Teil des Sparvertrags läuft in der Regel über 8 bis 10 Jahre. In dieser Phase wird Kapital durch Sie eingezahlt. In der Darlehensphase wird dann über ein Annuitätendarlehen die Darlehenssumme an die Bank zurückgezahlt. Aber bringt das Bausparen heute noch Vorteile und sollte man vielleicht das mit der Anlageklasse überdenken?

Kontinuität

Ich liebe Kontinuität. Vor allem beim Thema Cashflow und Vermögensaufbau, aber was hat das mit dem Thema Bausparen zu tun? Schließlich erhält man hier doch keine Erträge? Ganz einfach, man trimmt sich oder auch seine Kinder auf ein bestimmtes Verhalten, und zwar das Sparverhalten! Vor allem in Zeiten, in denen es immer mehr Privatinsolvenzen gibt, sollte man den Kindern lernen, dass Sparen mehr Wert ist als Konsum auf Pump. Auch hier passt das Modewort Mindset wieder wie die Faust aufs Auge. Die richtigen Werte muss man seinen Kindern mitgeben und dazu gehört auch das Sparen.

Während der Sparphase trainiert man sich an den Geldmittelabfluss und baut damit gleichzeitig ein Vermögen auf. Man lernt dabei auch, dass man nicht alles ausgibt. Es geschieht unterbewusst und automatisiert, aber am Ende hat man mit kontinuierlichem „negativem Cashflow“ ein Polster geschaffen, welches man später zum Bauen oder kaufen verwenden kann.

Wer Jahrelang in einen Bausparer eingezahlt hat, dem fällt es wesentlich leichter, später auf andere Anlagen umzusteigen. Sei es, dass Sie Ihr Darlehen dann abzahlen oder einen Sparplan auf Aktien, P2P oder ETF beginnen. So ist es auch mir ergangen. Ich hatte selbst einen Bausparer und zwei Sparbücher. Die Rendite war nicht der Hammer, aber das Sparen und dessen Wirkung zu lernen ist bis heute unbezahlbar.

Sicher ist, dass diese Kontinuität diszipliniert und Sie können das gelernte für seine eignen vier Wände nutzen oder auch für andere Investitionen in Ihre Rente! Was viele an dieser Stelle vergessen, es müssen nicht die eigenen vier Wände, es kann auch ein Vermietungsobjekt mit dem Bausparvermögen angeschafft werden.

Liquidität, kann schützen!

Drei Monate Kündigungsfrist? Wieso sollte das eine liquide Anlage sein? Man muss die Vorteile nehmen wie sie kommen. So ist es auch mit der Liquidität. Es muss nicht immer ein Vorteil sein, dass eine illiquide Anlage vorliegt. Oftmals schützen solche Mechanismen oder auch Bedingungen, dass Sie Ihr Geld doch nicht abziehen. Anderseits kann es auch sein, dass sie genau das davor schützt einen Fehler zu begehen. Überlegen Sie, wenn jedes Mal, wenn in zittrigen Händen Panik ausbricht und jede Asset-Klasse wäre schnell verkauft oder liquidiert. Dann wäre die Volatilität unermesslich. Das heißt, Illiquidität kann sich lohnen und schützt zittrige Hände.

Nur als Beispiel unter 25 kann man das Geld aus einem Bausparer frei verwenden. Das kann natürlich von Vorteil sein, aber auch ein Nachteil, wenn es liquide ist. Stellen Sie sich vor, dass Sie sich damit alles kaufen können, aber im Grunde alles nur Schrott ist? Das Auto, das Motorrad oder einfach nur für eine Party verprassen. Das ist nicht der Sinn des Bausparens. Wenn Sie daran gehindert sind, dass Sie Schnellschussentscheidungen treffen, dann ist das ein Vorteil. Sie erhalten Ihren Vermögensstock.

Sicherheit, ohne Risiko?

Das Bausparen gibt Ihnen eine gewisse Sicherheit. Sie sparen jahrelang auf ein Ziel hin und wissen, dass das was Sie am Ende erhalten kalkulierbar ist. Sie wissen, dass am Ende Summe X zur Verfügung steht. Das womöglich zu guten Konditionen. Dazu erhalten Sie vielleicht noch die Chance, dass Sie ein weiteres Darlehen erhalten. Natürlich nicht, weil Sie so ein toller Kunde sind, sondern weil die Bank eine Historie über Sie hat. Das schafft Vertrauen.

Ich muss hierbei immer an Gerald Hörhan denken, er hat eine Aussage getroffen, die ich bis heute nachvollziehen und nur weitertragen kann. „Rufe deinen Banker auch an, um ihm positive Sachen zu erzählen und du seine Produkte nutzen willst und nicht nur, wenn du etwas von ihm willst“. Diese Aussage ist zu 100 % das, was einen Unternehmer ausmacht. Man pflegt seine Kontakte. Aus der Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass auf der persönlichen Ebene oftmals das JA oder NEIN für eine Entscheidung fällt. Mandanten die ein gutes Verhältnis zu Ihrem Banker haben und auch Produkte kaufen, von denen sie selbst sagen, die lohnen sich nur bedingt, haben mehr Chancen bei ihrer Bank.

Risiko

Es gibt unzählige Anlageformen, um nur einige zu nennen, es gibt Aktien, ETF, P2P, Immobilien, REITS usw. Doch alle haben das gewisse Risiko, dass die Werte einer erheblichen Schwankung unterliegen. Sie sehen ja das tägliche Auf und Ab an den Börsen. Diese Volatilität ist natürlich ein gewisses Risiko, wenn Sie zum Tag X eine bestimmte Summe benötigen. Eine Schwankung kann Ihr Kapital halbieren oder eliminieren. Bei einem Bausparvertrag besteht das Risiko nur im minimalen Bereich.

Das Risiko hat bestimmte Mechanismen. So kann es sein, dass die Inflation ihr Kapital auffrisst. Anderseits, kann auch eine Deflation zu Ihrem Vorteil sein. Interessanter ist aber, dass auch die Einlagensicherung im Falle eines Ausfalls greift. Diese beträgt 100.000 €, es gab zwar zum 01.03.2017 eine Änderung (Selbstverpflichtung), jedoch ist diese für die meisten nicht relevant, da die gesetzliche Einlagensicherung immer noch greift.

Zinssicherung (aktuell)

Doch jetzt mal auf die aktuelle Situation gemünzt, wir schreiben das Jahr 2017 und Draghi hält die Zinsen niedrig und befeuert alle Asset-Klassen. Nur der Sparer schaut in die Röhre, also was ist da eigentlich noch relevant? Wenn man Glück hat, bekommt man noch 0,05 % auf den Bausparvertrag. Man zahlt Gebühren, für was?

Dazu muss ich sagen, es kommt immer auf den Blickwinkel an. Als Anlageform ist ein Bausparvertrag heute nicht mehr das Gelbe vom Ei und er war es auch nie. Zumindest langfristig. Selbst, wenn man kein bis ein geringes Risiko aushält, der Bausparer trägt meist nur die Inflation, in manchen Fällen ist aber nicht mal das der Fall. Da hat Lukas von meine finanzielle Freiheit schon eine Rechnung aufgemacht.

Der Vorteil ist aber, dass man einen Bausparvertrag als Absicherung verwenden kann. Das ist eine Überlegung, die man nicht außer Acht lassen sollte. Es ist davon auszugehen, dass die Zinsen in den nächsten Jahren stark steigen werden. Das kommt auch daher, dass es bereits minimale Ausbrüche nach oben gab. Aber langfristig werden wieder hohe Zinsen vorherrschen. Als Immobilienbesitzer aber auch, wenn Sie es erst werden wollen, sollten Sie einen Bausparvertrag in Betracht ziehen, damit Sie sich die Zinsen sichern. Damit schaffen Sie es, dass Sie einen Risikopunkt, und zwar die Anschlussfinanzierung schon im Vorfeld meistern.

Vermieter

Vor allem für Vermieter ist der Bausparvertrag dann natürlich interessant. Die Kosten können bei den Werbungskosten für die vermietete Wohnung angesetzt werden, wenn man es richtig verkauft. Im späteren sichert man sich die Möglichkeit, dass eine gesicherte Anschlussfinanzierung da ist. Diese hat wie oben geschrieben den Vorteil, dass die Zinsen niedrig bleiben und bei der Annuität die Tilgung hoch.

Vermieter die also einen positiven Cashflow erwirtschaften, sollten sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Es muss ja nicht alles in die nächste Immobilie oder in den ETF / Aktien Sparplan investiert werden. Auch ein Sicherheitsnetz schadet nicht.

Förderung

Je nach Land gibt es einige Unterschiede. In Deutschland gibt es die vermögenswirksame Leistung, über diese kann der Arbeitnehmer an Zuschüsse, wie zum Beispiel die Wohnungsbauprämie kommen. Es ist zwar immer schön, dass diese Zuschüsse vorhanden sind. Doch lohnen sich diese Zuschüsse heute noch? In den meisten Fällen verpuffen diese Zuschüsse. Sollte es Ihnen also darum gehen erheblich Steuern zu sparen und Fördermittel zu ergattern, dann werden Sie bei der Wohnungsbauprämie enttäuscht. Ein Vorteil ist die Förderung, in meinen Augen jedoch nicht der ausschlaggebende Grund!

Das habe ich auch in „Richtig investieren, die Regeln eines Investor!“ klargestellt. Eine finanzielle Entscheidung aufgrund „steuerlicher Vorteile“ kann niemals die richtige Entscheidung sein. Im Falle des Bausparens verpufft die Förderung durch die Besteuerung der Erträge und der Gebühren. Das Erleben zurzeit viele ETF-Sparer die mit thesaurierenden ETF „Steuern sparen“ wollten und jetzt kommt ihnen die Fondsbesteuerung 2018 in die Quere. Jetzt tut es umso mehr weh, da lobe ich mir die Cashflow / Dividendenstrategie.

Sondertilgung und andere Rechte!

Ein weiterer Vorteil ist, dass man im Falle eines Bauspardarlehens meistens ein Sonderkündigungsrecht hat. Zum einen hat man immer die Sondertilgungen, welche eine beschleunigte Tilgung zur Folge haben. Auf der anderen Seite ist es auch möglich, dass man die komplette Summe auch frühzeitig ablösen kann. Dadurch haben Sie auch noch die langfristige Zinsersparnis. Bei einem normalen Darlehen müsste schon Insolvenz oder Verkauf der Grund sein. Aus anderen Gründen wird die frühzeitige Ablöse nur noch sehr selten gewährt.

Das kann zum Beispiel sein, wenn man ein Vermögen erbt oder unerwartete Bonuszahlungen oder Gewinne entstehen. Damit lässt sich das Geld schnell in die eigene Absicherung stecken. Man kann sich damit also schneller einer alten Last entledigen. Wenn man das schafft, dann ist der Bausparer eine flexible Sache.

Flexible Ratengestaltung

Frei nach Kiyosaki nur Geld, das fließt und arbeitet erschafft Ertrag. Mit einem Darlehen, einem Bausparvertrag und einer vermieteten Immobilie kann man gut und zielsicher hebeln. Positiver Cashflow kann in einen Bausparvertrag umgewandelt werden, wie oben schon erwähnt. Damit sichert man sich die Anschlussfinanzierung.

Es sollte also nicht außer Acht gelassen werden, dass das Geld irgendwann fällig ist. Irgendwann braucht man die Bank. Wieso dann nicht die Konditionen variabel, frühzeitig und sinnvoll gestalten?

Also was jetzt?

Wie man aus dem Artikel herausliest, bin ich kein Fan des Bausparens als Anlageklasse, aber wie bei allen Anlageklassen kann ich nur sagen, es hat alles seine Funktion. Das Bausparen ist für mich keine Anlageklasse und wird es auch nicht. Als Anlageklasse ist die Verzinsung zu gering, dafür aber auch fast risikolos. Anlagen müssen Geld erwirtschaften und nicht nur erhalten bzw. vernichten.

Aber ich sehe das Bausparen nicht als Anlageklasse und das ist auch die Funktion. Es ist eine Beimischung zum Vermögensstock und zur Absicherung. Bausparen ist für mich im Bereich Immobilien das, was ETF an der Börse sind, eben nur sinnvoller. Mit dem Bausparen sichert man sich aktuell niedrige Zinsen, man sichert sich die Anschlussfinanzierung und man trimmt sich auf den Vermögensaufbau. Die Einstellung zum Vermögensaufbau wird in jungen Jahren festgelegt, die richtige Auswahl trifft man mit der Erfahrung!

Daher sollten einige auch keine Panik bekommen, wenn die Bausparkasse den Bausparer kündigt. Der Abschluss eines neuen und damit Sicherung der Zinsen kann sich lohnen. Das liegt daran, dass wenn die Zinsen steigen, in der Folge die Immobilienpreise fallen. Im Endeffekt sinken die Finanzierungskosten und die Preise, damit erhält man mehr Immobilie mit weniger Eigenkapital bzw. auch einem geringeren Darlehensbetrag.

Ich selbst werde bald auch noch einen Bausparvertrag abschließen, da ich mir noch die niedrigen Zinsen und die Anschlussfinanzierung einer Immobilie sichern will. Es schmerzt mich zwar zu sehen, dass es dann weniger erwirtschaftet. Aber wichtiger ist, ich kann nicht sagen, wie die Marktsituation in 7 Jahren ist. Der Bank wird es dann egal sein, wie meine Aktien stehen. Mit dem Bausparer sichere ich ein Risiko ab.

Produktempfehlungen, die ich selbst regelmäßig nutze. Mein privates Konto, meine P2P-Empfehlung, mein Tagesgeld und meine Kreditkarte.

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