Warum ich nichts von Aktienbewertung halte? – Überall liest man, eine Aktie ist unter- oder überbewertet. Aufgrund dieser Formation sollte man eine Aktie kaufen oder verkaufen. Das alles ist im Grunde nicht mehr als Marketing. Die Frage die man sich also stellen sollte, macht das Sinn? Kann man ein Unternehmen wirklich richtig bewerten? Warum sollte man ein Unternehmen kaufen?
Warum ich nichts von Aktienbewertung halte?
Ich möchte vorausschicken, dass ich beruflich viel mit Unternehmen und Unternehmensbewertung als auch mit Bilanzierung zu tun habe. Zu meinem Beruf gehört die Beratung sowohl im Bereich Steuern als auch langfristige Planung von Unternehmenszielen. Das heißt, ich kann eine Bilanz gut und schlecht ausschauen lassen, je nach Ziel. Ich habe mich auch beruflich intensiv mit dem Thema Investition befassen müssen. Aber ich würde nie behaupten, dass ich einen Milliardenschweren Konzern richtig bewerten kann.
Ihre Erfahrung
Vermutlich sind Sie nicht beruflich im Bereich der Unternehmensberatung und Unternehmensbewertung tätig. Ich schätze auch, dass Sie nicht beruflich mit Aktien oder Investitionen zu tun haben. Das heißt, dass die Erfahrung die Sie selbst vorweisen können liegt im Bereich Hobby. Sie werden die gängigsten Bücher gelesen haben. Vermutlich waren es die Standardwerke von Gerd Kommer, Kostolany, Schmidlin, Graham oder Buffet.
Die meisten Hobby-Investoren verfallen der Vorstellung, dass Sie selbst der nächste Warren Buffet werden und sich mit der Investition in Unternehmen auskennen. Dementsprechend auch mit Börse und investieren. Dazu gehört natürlich auch die Fähigkeit „Einen Euro für 0,50 € zu kaufen“ usw. Sie kennen alle Zitate. Aber was macht einen Investor aus und wie investiert man richtig. Wieso verzichte ich auf aufwendige Bewertungen?
Die Gegner
Sie als Investor haben einen Gegner, dieser ist nicht das Finanzamt. Der Gegner ist der Ersteller der Bilanz. Bei Aktiengesellschaften handelt es sich meist um Konzernbilanzen. Das heißt, dass in der Bilanz die Sie vorliegen haben, 1.000 kleine Bilanzen versteckt sind. Diese setzen sich aus Tochterunternehmen, Beteiligungen und Schwestergesellschaften. In manchen Fällen sind diese dann noch in unterschiedlichen Standards erstellt worden. Sei es IFRS, US-GAAP oder HGB. All das weiß der Ersteller.
Die Aufgabe dieses Gegners ist es entweder die Bilanz gut oder schlecht ausschauen zu lassen. Das hängt davon ab ob man Investoren anlocken will, eine neue Finanzierung benötigt oder andere Ziele hat. Das sollten Sie sich also immer bewusst machen. Auch wenn es gesetzliche Vorschriften zur Bilanzierung gibt, sollte man immer an Enron denken. Dieser Gegner kennt seine Möglichkeiten. Der zweite Gegner ist der Institutionelle Anleger und Investment-Firmen. Deren Aufgabe ist es, gute und günstige Unternehmen zu finden.
Chancengleichheit?
Wie Sie jetzt erkennen, sitzen Sie auf der einen Seite und auf der anderen Seite jemand dessen Aufgabe es ist, dass Sie ihm Ihr Geld geben. Da wir über Milliardenschwere Konzerne sprechen, wird diese Person Ihren Job richtig machen. Diese Person ist gut ausgebildet, besitzt die besten Tricks und ist vermutlich auch sehr gut in ihrem Job. Sie denken also wirklich, dass Sie eine Chance haben, dass Sie hier erkennen können, ob ein Unternehmen unter- oder überbewertet ist.
Der zweite Gegner wird seine Aufgabe ausführen, dass er diese Unternehmen entdeckt. Er hat wesentlich mehr Ressourcen. Manche dieser institutionellen Investoren, haben gute Kontakte in die Zielunternehmen. Das wird jedoch nicht öffentlich bestätigt. Also wird es hier vermutlich keine Chancengleichheit geben. Vor allem auch nicht, weil Sie nicht alle Einzelpositionen der Buchhaltung kennen oder die einzelnen Grundstücke im Anlagevermögen bewerten können.
Die Wahrheit
Die Wahrheit ist, jeder private Anleger der denkt, dass er ein Unternehmen richtig bewerten kann, sollte nicht investieren. Man redet sich ein, dass man eine Ahnung hat von dem was man tut. Es werden Größen der Finanzindustrie zitiert und man hat die Vorstellung, dass es wirklich funktionieren kann.
Man sollte sich immer bewusst machen, dass Affen die meisten Investoren schlagen. Der zweite Grund ist eine andere Geschichte, und zwar von Ronald Read. Dieser hat lebenslang nur Unternehmen gekauft, welche er persönlich kennt. Einen Nachweis darüber, dass er diese aufwendig bewertete gab es nicht. Das ist die einzige rationale Strategie. Also kann man nochmal die Frage stellen. Denken Sie wirklich, dass die Bewertung von Unternehmen Sinn macht? Oder sollte man einfach Unternehmen kaufen die man selbst nutzt bzw. die eine starke Marke haben?
Aus diesem Grund analysiere ich keine Unternehmen anhand aufwendiger Verfahren. Es reicht vollkommen aus, die gängigsten Verfahren anzuwenden. Alles andere würde das Ergebnis nur verfälschen. Ansonsten verfällt man dem Irrtum, man wüsste was man tut.
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