Mehrwertsteuer: Wie sie funktioniert und wie sie den Preis von Gütern beeinflusst

Im Laufe einer wirtschaftlichen Krise oder Rezession, wie sie derzeit am Horizont steht, wird es für die Deutschen immer wichtiger, auf ihre Finanzen zu achten und bewusster mit ihrem Geld umzugehen. Eine zentrale Komponente, die den Preis von Gütern und Dienstleistungen beeinflusst und somit auch Auswirkungen auf das Sparverhalten der Menschen hat, ist die Mehrwertsteuer (MwSt). Doch was genau ist die Mehrwertsteuer, wie funktioniert sie und welche Auswirkungen hat sie auf den Preis von Produkten, die wir tagtäglich kaufen?

In diesem Beitrag werden wir die Grundlagen der Mehrwertsteuer beleuchten, ihre Funktionsweise und ihre Bedeutung für den Endverbraucher, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.

Was ist die Mehrwertsteuer?

Die Mehrwertsteuer ist eine indirekte Steuer, die auf den Verkauf von Waren und Dienstleistungen erhoben wird. Anders als Einkommens- oder Vermögenssteuern wird die Mehrwertsteuer nicht direkt vom Bürger an den Staat abgeführt, sondern durch die Unternehmen eingezogen. Die Unternehmen legen diese Steuer auf die von ihnen verkauften Produkte oder Dienstleistungen auf, und der Endverbraucher trägt letztendlich die Kosten, wenn er das Produkt kauft.

In Deutschland beträgt der allgemeine Mehrwertsteuersatz derzeit 19%. Daneben gibt es einen ermäßigten Steuersatz von 7%, der für bestimmte Produkte und Dienstleistungen gilt, wie zum Beispiel Grundnahrungsmittel, Bücher, Zeitungen und den öffentlichen Personennahverkehr.

Wie funktioniert die Mehrwertsteuer?

Die Funktionsweise der Mehrwertsteuer lässt sich am besten verstehen, indem man die Wertschöpfungskette eines Produkts betrachtet, also den Prozess von der Herstellung bis zum Verkauf an den Endverbraucher. Bei jedem Schritt entlang dieser Kette wird Mehrwert geschaffen – das heißt, das Produkt wird weiterverarbeitet, verbessert oder transportiert, bis es den endgültigen Käufer erreicht. In jedem dieser Schritte wird die Mehrwertsteuer auf den zusätzlichen Wert erhoben, den das Produkt während dieses Prozesses erhält.

Ein Beispiel:

  1. Ein Bauer verkauft Weizen an einen Bäcker für 1,00 Euro. Auf den Weizen fällt die Mehrwertsteuer an, also 19 Cent. Der Bäcker zahlt also insgesamt 1,19 Euro an den Bauern.
  2. Der Bäcker stellt aus dem Weizen Brot her und verkauft es an den Supermarkt für 2,00 Euro. Der Supermarkt zahlt für das Brot nun 2,38 Euro, da zusätzlich 38 Cent Mehrwertsteuer erhoben werden.
  3. Der Supermarkt verkauft das Brot schließlich für 3,00 Euro an den Endverbraucher. Der Endverbraucher zahlt am Ende 3,57 Euro, da 57 Cent Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden.

In diesem Beispiel sieht man, dass der Endverbraucher die volle Mehrwertsteuer zahlt. Die Unternehmen in der Kette – also der Bauer, der Bäcker und der Supermarkt – können jedoch die von ihnen gezahlte Mehrwertsteuer als sogenannte Vorsteuer abziehen. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen nur die Differenz zwischen der eingenommenen und der gezahlten Mehrwertsteuer an den Staat abführen muss. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Mehrwertsteuer nur auf den tatsächlich hinzugefügten Mehrwert erhoben wird und nicht mehrfach versteuert wird.

Wie beeinflusst die Mehrwertsteuer den Preis von Gütern?

Für den Endverbraucher ist die Mehrwertsteuer in den meisten Fällen unsichtbar – sie ist bereits im Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung enthalten. Dennoch hat sie einen erheblichen Einfluss auf den Preis, den wir zahlen. Die Erhöhung oder Senkung der Mehrwertsteuer führt unmittelbar zu höheren oder niedrigeren Preisen im Handel.

In Zeiten einer Rezession oder wirtschaftlichen Unsicherheit, wie sie möglicherweise bevorsteht, kann die Mehrwertsteuer eine noch größere Rolle spielen. Da die Kaufkraft der Menschen abnimmt und viele gezwungen sind, sparsamer zu leben, hat jeder Cent, den sie für alltägliche Güter ausgeben, eine größere Bedeutung. Die Mehrwertsteuer beeinflusst daher direkt, wie viel wir für Lebensmittel, Kleidung, Elektronik oder andere Waren ausgeben müssen.

Hier einige spezifische Auswirkungen der Mehrwertsteuer:

  1. Erhöhung der Lebenshaltungskosten: Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer führt zu einer Verteuerung von Gütern und Dienstleistungen. In einer Krise, in der das Einkommen vieler Menschen sinkt, kann dies den finanziellen Druck auf Haushalte erhöhen. In Deutschland wurde beispielsweise im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie die Mehrwertsteuer zeitweise gesenkt, um die Wirtschaft zu stützen und den Verbrauchern mehr Kaufkraft zu lassen. Eine Erhöhung hätte umgekehrt den gegenteiligen Effekt.
  2. Preissensibilität der Verbraucher: Wenn die Preise aufgrund einer Erhöhung der Mehrwertsteuer steigen, reagieren viele Verbraucher, indem sie weniger kaufen oder zu günstigeren Alternativen greifen. Dies könnte sich in Krisenzeiten noch verstärken, da die Menschen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dazu neigen, ihre Ausgaben stärker zu kontrollieren und auf Luxusgüter zu verzichten.
  3. Auswirkungen auf die Inflation: Die Mehrwertsteuer hat auch Auswirkungen auf die Inflation, da sie den Preis von Gütern und Dienstleistungen direkt beeinflusst. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer führt häufig zu einem Anstieg der Inflation, was die Kaufkraft der Verbraucher weiter schmälert.
  4. Unterschiedliche Steuerklassen: Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7% auf bestimmte Güter wie Grundnahrungsmittel ist für viele Haushalte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von großer Bedeutung. Lebensmittel, die unter den ermäßigten Satz fallen, bleiben relativ erschwinglich, selbst wenn die Preise anderer Waren steigen. Dies kann dazu beitragen, die finanzielle Belastung für Verbraucher zu verringern, die ihre Ausgaben stärker auf das Wesentliche konzentrieren müssen.

Die Mehrwertsteuer und Sparstrategien in Krisenzeiten

Um in Krisenzeiten finanziell erfolgreich zu sein, ist es wichtig, die Funktionsweise der Mehrwertsteuer zu verstehen und diese in die eigene Sparstrategie einzubeziehen. Hier sind einige praktische Ansätze:

  1. Kauf von ermäßigten Produkten: Verbraucher können ihre Ausgaben reduzieren, indem sie verstärkt Produkte mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz kaufen. Dazu gehören Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Brot. Es lohnt sich, die eigene Einkaufsliste zu überprüfen und gezielt Produkte zu kaufen, bei denen die Mehrwertsteuer niedriger ist.
  2. Preiserhöhungen antizipieren: In Krisenzeiten könnte die Regierung gezwungen sein, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um die Staatsfinanzen zu stabilisieren. Verbraucher sollten diese Möglichkeit im Hinterkopf behalten und in Erwägung ziehen, größere Anschaffungen vor einer möglichen Steuererhöhung zu tätigen, um Geld zu sparen.
  3. Vermeidung von Luxusgütern: Produkte, die nicht lebensnotwendig sind, fallen oft unter den regulären Mehrwertsteuersatz von 19%. In Krisenzeiten sollten Verbraucher überlegen, auf diese Ausgaben zu verzichten oder sie zumindest zu reduzieren, um ihre finanzielle Situation zu stabilisieren.
  4. Bewusster Konsum: Ein genereller bewussterer Umgang mit dem eigenen Konsumverhalten ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit entscheidend. Die Mehrwertsteuer sollte dabei immer im Hinterkopf behalten werden, da sie einen nicht unerheblichen Teil der Kosten ausmacht, die für den Erwerb von Gütern und Dienstleistungen anfallen.

Fazit

Die Mehrwertsteuer ist ein zentrales Element des deutschen Steuersystems und beeinflusst direkt den Preis von Gütern und Dienstleistungen, die wir täglich kaufen. In Zeiten einer möglichen wirtschaftlichen Krise wird es für die Deutschen besonders wichtig, ihre Finanzen gut zu planen und Sparmöglichkeiten zu nutzen. Ein Verständnis der Mehrwertsteuer und ihrer Auswirkungen auf den Endpreis kann dabei helfen, klügere Kaufentscheidungen zu treffen und die finanziellen Belastungen in schwierigen Zeiten zu minimieren.